Feinstaub und Long Covid

Feinstaub und Long Covid
Photo by Ioana Baciu / Unsplash

Und ein bisschen was zu Kohlendioxid und SARS-CoV-2

  • Die Konzentration von Feinstaub ist mit einem erhöhten Risiko für persistierendes Long Covid assoziiert.
  • Der Effekt ist nicht wahnsinnig groß, aber immerhin so klar, dass er in verschiedenen Studien gezeigt wurde.
  • Weiters trägt die Kohlendioxid-Konzentration zur Infektiosität von SARS-CoV-2 bei.
  • Gute Luft ist gut, schlechte Luft ist schlecht.

Feinstaub

Als Feinstaub bezeichnen wir die besonders kleinen, in der Luft schwebenden Feststoffe. PM10 bezeichnet Feinstaub mit einem Partikeldurchmesser bis 10 Mikrometer. Klein genug, um von den Härchen in der Nase und von den Schleimhäuten nur ungenügend zurückgehalten zu werden. PM2,5 ist maximal 2,5 Mikrometer groß - so klein, dass die Partikel es bis in die Lungenbläschen schaffen, also in die feinsten Lungenstrukturen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Feinstaub entsteht in erster Linie durch die Verbrennung fester Stoffe, in geringerem Ausmaß durch fossile Brennstoffe. In Innenräumen ist neben offenen Flammen wie z.B. Holzöfen das Zigarettenrauchen die Hauptquelle für Feinstaub.

Hohe Feinstaubbelastung ist ein Risikofaktor für eine Reihe von Lungenkrankheiten von der COPD bis zum Lungenkrebs, aber auch für Herz-Kreislaufkrankheiten. Darüber hinaus aggraviert Feinstaub auch Infektionen der Atemwege. Eine Reihe von Erregern kommen mit Feinstaub als Vehikel leichter in die Lunge, zudem führt Feinstaub zu Entzündungsreaktionen der Schleimhaut, was Erregern das Eindringen einfacher macht. Da überrascht es nicht, dass hohe Feinstaubbelastung auch bei COVID-19 ein Risikofaktor für schwerere Verläufe ist.


Feinstaub und Long Covid

Eine aktuelle Studie aus Katalonien liefert Hinweise, dass Luftverschmutzung durch Feinstaub nicht nur COVID-19, sondern in der Folge auch den Verlauf von Long Covid beeinflusst ("Environmental Exposures and Long COVID in a Prospective Population-Based Study in Catalonia (COVICAT Study)").

Link: https://ehp.niehs.nih.gov/doi/10.1289/EHP15377

Hier wurden über 2800 Personen im Alter von 40 bis 65 Jahren nach einer Erkrankung an COVID-19 von 2020 bis 2023 mittels standardisierter Fragebögen weiter verfolgt. Erhoben wurde dabei unter anderem, ob Long Covid vorlag. Definiert wurde Long Covid als: mindestens ein Long Covid-Symptom oder Anzeichen für eine organassoziierte Funktionsstörung über eine Dauer von mehr als 3 Monaten oder eine ärztliche Diagnose von Long Covid.

Rund 24,5% aller Probanden hatten Long Covid im Sinn der für mindestens 3 Monate anhaltenden Beschwerden, 5% hatten persistierende Beschwerden. Long Covid war etwas häufiger bei Frauen (27,6%), bei Personen mit Vorerkrankungen (33,3%) und viel häufiger nach einem schweren Verlauf von COVID-19 (71,8%). Nicht zuletzt erkrankten die Ungeimpften viel häufiger als die Geimpften (46% vs. 15,6%). Das sind alles Zahlen, die wir so oder so ähnlich von zahlreichen anderen Studien kennen.

Darüber hinaus flossen aber eben auch Daten zur Luftverschmutzung in die Studie ein. Konkret wurden Messungen von Stickstoffdioxid (NO2), Ozon (O3) und Feinstaub (PM10 und PM2,5) in einer Entfernung von maximal 250m vom Wohnort erhoben. Während keiner dieser Parameter einen messbaren Einfluss auf das Auftreten von Long Covid per se hatten, waren die beiden Feinstaub-Parameter mit einem um rund 15% höheren Risiko für persistierendes Long Covid assoziiert.

Detaillierte statistische Aufarbeitung der Studienergebnisse.

Diese Ergebnisse passen gut zu einer kleineren Studie aus Schweden, die vor eineinhalb Jahren im Lancet-Verlag erschienen ist ("Ambient air pollution exposure linked to long COVID among young adults: a nested survey in a population-based cohort in Sweden"). Im Rahmen einer anderen Studie war 2019 die individuelle Feinstaubbelastung gemessen worden. 753 junge Erwachsene, die an dieser Studie teilgenommen hatten und später an COVID-19 erkrankten, wurden zu Long Covid-Symptomen befragt. Im Vergleich zu den Personen ohne Long Covid waren die mit Long Covid einer signifikant höhere Feinstaubbelastung, v.a. mit PM2,5, ausgesetzt gewesen.

Und in einer brasilianischen Studie von 2022 war in den Folgeuntersuchungen von Personen nach COVID-19 die PM2,5-Konzentration in der Luft mit anhaltender Atemnot, erhöhter Müdigkeit und einem niedrigeren allgemeinen Gesundheitszustand verbunden ("Clinical, sociodemographic and environmental factors impact post-COVID-19 syndrome").


Schlechte Luft ist schlecht

All diese Studien können natürlich nur eine Korrelation der Feinstaubbelastung mit Long Covid zeigen, aber keinen kausalen Zusammenhang. Aber wenn mehrere Studien mit unterschiedlichen Herangehensweisen zu ähnlichen Ergebnissen kommen, dann liegt nahe, dass da wirklich was dahinter steckt.

Die Feinstaubbelastung ist sicher keiner der Hauptrisikofaktoren für Long Covid. Die Schwere der Akuterkrankung, das Alter und der Impfstatus haben viel mehr Einfluss. Aber die Luftqualität trägt neben vielen anderen gesundheitlichen Folgen eben auch zum Verlauf der Folgen der Infektion mit SARS-CoV-2 bei.


SARS-CoV-2 und CO2

Weil es gerade so gut dazu passt möchte ich daran erinnern, dass eine im April dieses Jahres im Nature publizierte Studie gezeigt hat, dass der -Gehalt in der Luft zur Stabilität und damit zum Infektionsrisiko von SARS-CoV-2 beiträgt. Je höher die CO2-Konzentration, desto höher die Infektiosität des Virus. Das betrifft vor allem den steigenden CO2-Gehalt in schlecht gelüfteten Innenräumen, aber auch das Kohlendioxid in der Außenluft, das wir an sich vor allem mit der Klimaerhitzung in Zusammenhang bringen.

Ambient carbon dioxide concentration correlates with SARS-CoV-2 aerostability and infection risk - Nature Communications
Carbon dioxide concentration has previously been used as a proxy for overall ventilation efficiency to indirectly estimate the risk of indoor SARS-CoV-2 transmission. Here, authors investigate whether the concentration of carbon dioxide also has a direct mechanistic role in improving transmission efficiency.

Quelle https://www.nature.com/articles/s41467-024-47777-5

Mehr dazu habe am Ende dieses Artikels geschrieben:

Über Masken (schon wieder)
Aus Anlass eines großen Reviews: Ein Artikel über Masken und wie gut sie vor COVID-19 schützen.