Update: Die Masern in Europa 2024
Ein kurzes Update zu den Masern aus Anlass des Berichts der WHO_Europaregion.

- Laut dem WHO-Bericht der Europaregion ist es 2024 zu einem neuerlichen Anstieg der Masernfälle gekommen.
- Es wurden so viele Fälle gemeldet wie seit über 25 Jahren nicht mehr.
- Grund ist ein Rückgang der Impfrate.
- Die Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine gefährliche Infektion mit einer hohen Todesrate und schweren potenziellen Komplikationen.
Aus Anlass des jährlichen Berichts der WHO zur Masernsituation in Europa bringe ich ein kurzes Update zu einem früheren Blogartikel, den ihr lesen könnt:

Bericht der WHO Europaregion
In den Medien liest man derzeit vor allem über den Masernausbruch in den USA, der sich derzeit von Texas auf andere Bundesstaaten ausbreitet und bereits zwei Todesopfer gefordert hat, davon ein 6-jähriges Kind, und natürlich über die Reaktion des Anti-Vaxx-Gesundheitsministers RFK jr.
Das ging fast unter, dass vor wenigen Tagen der Bericht der WHO zu den Masernfällen im Jahr 2024 in der Europaregion erschien. Die Europaregion der WHO umfasst neben den europäischen Staaten zusätzlich Israel und die geografisch in Asien liegenden Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Da erfahren wir, dass wir die höchste Zahl der Masernfälle seit über 25 Jahren erreicht haben:

Insgesamt gab es unglaubliche 127.350 Fälle, mehr als doppelt so viele wie 2023. Das ist ein Drittel aller weltweit gemeldeten Fälle. Ca. 40% der Fälle in der Europaregion betrafen Kinder unter 5 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben. Wohlgemerkt handelt es sich hier nur um die gemeldeten Fälle. Über die Dunkelziffer wird im WHO-Report nicht spekuliert.
Die beiden Hotspots waren Rumänien und Kasachstan mit jeweils 30.000 gemeldeten Fällen. Beide Länder haben eine katastrophale Impfrate der Kinder, so wie auch zum Beispiel Bosnien und Montenegro, die in den letzten 5 Jahren eine Impfrate von gerade einmal 70 bzw. 50% erreicht haben. Um größere Ausbrüche zu verhindern, ist eine Impfrate ab 95% nötig. Alleine 2023 bekamen in der Europaregion eine halbe Million Kinder die empfohlene Masernimpfung nicht.
Ö und D
Die österreichische AGES berichtet von 542 in Österreich gemeldeten Masernfälle im Jahr 2024. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2023, als es 186 Fälle gab. 120 der 542 Personen (22,8 %) mussten stationär behandelt werden, vier davon auf einer Intensivstation. Seit 1.1.2025 bis zum letzten Update am 12.3.2025 wurden übrigens auch schon wieder 56 Fälle registriert.

Für Deutschland tue ich mir immer ein wenig schwer, die Daten zu finden. Vielleicht schaue ich nicht genau genug, aber eine einfache, übersichtliche Seite wäre schon fein. Beim RKI habe ich nur die ersten drei Quartale gefunden. Aber die Nationale Lenkungsgruppe Impfen berichtet von 636 Fällen bis Mitte Dezember 2024. Relativ wenig im Vergleich zu uns in Österreich, aber ein heftiger Anstieg im Vergleich zu 2023, als es 79 Fälle gab.
Keine harmlose Kinderkrankheit
Der Anstieg der Masernfälle ist ein echtes Problem. Denn die Masern sind alles andere als eine harmlose Kinderkrankheit. Sie ist weltweit gesehen die durch Impfungen verhinderbare Infektion mit den meisten Todesopfern. Dazu kommen eine Reihe schwerer Komplikationen, die eine beträchtliche Zahl der Erkrankten betreffen. Von einer Entzündung des Gehirns mit bleibenden neurologischen Schädigungen, sofern man diese Komplikation überlebt, über Schäden der Augen und des Gehörs bis zu den seltenen, aber besonders grausamen Spätschäden des Gehirns, die sich Jahre nach der Infektion manifestieren. Um so jünger ein Kind ist, um so höher ist das Risiko für die Komplikationen. Besonders gefährdet für die Komplikationen sind die Babys, die darüber hinaus noch zu jung für die Impfung sind.
Weiters führt die Infektion dazu, dass das Immunsystem schwer angegriffen wird, was zu einer deutlich erhöhten Anfälligkeit für Infekte in den Monaten bis Jahren führen kann. Der australische Virologe Ian M. Mackay hat auf Mastodon folgende Grafik dazu vorgestellt:

Die Impfungen allgemein, besonders aber die Masernimpfungen gehören zu den größten Erfolgsgeschichten der Medizin. Weil die Masern so ansteckend und gefährlich sind und weil die Impfung einen exzellenten Schutz bei sehr guter Verträglichkeit bietet, ist es die Impfung, die in den letzten 50 Jahren am meisten Todesfälle verhindert hat:

Die Masernimpfung ist nebenwirkungs- und komplikationsarm. Die immer wieder durch Impfgegnerkreise geisternde Meldung über eine Verbindung mit Autismus fußt auf eine gefälschte Studie des schon längst mit einem Berufsverbot belegten britischen Mediziners Andrew Wakefield. Zahlreiche große Studien haben inzwischen gezeigt, dass die Impfungen nicht zu Autismus führen. Zum Beispiel eine Metastudie bei insgesamt 1.256.407 Kindern ("Vaccines are not associated with autism: An evidence-based meta-analysis of case-control and cohort studies").
In einem Artikel der NY Times wurde die Komplikationsrate der Infektion mit der der Impfung grafisch verglichen:

Zur Impfung kann ich auch diesen kurzen Artikel von Katelyn Jetelina empfehlen, die ein paar häufige Fragen aus der Praxis beantwortet:

Zum Abschluss noch einmal der frühere Artikel dieses Blogs, in dem ein paar Fakten zur Gefährlichkeit der Masern etwas genauer beschrieben werden:
