Wir wünschen uns: Lufthygiene und Masken im Gesundheitswesen, Aufklärung der Bevölkerung und Schulung des Gesundheitspersonals

Wir wünschen uns: Lufthygiene und Masken im Gesundheitswesen, Aufklärung der Bevölkerung und Schulung des Gesundheitspersonals

Substack-Artikel vom 07.09.2023:

:: Ein offener Brief von Ärzt:innen an die österreichische Ärztekammer ::


Die Wiener Ärztin Golda Schlaff hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Spela Salamon einen offenen Brief an die Ärztekammer geschrieben, den eine Gruppe von weiteren Ärzt:innen mitunterzeichnet haben.

Die COVID-19-Pandemie mit all ihren kurz-, mittel und langfristigen Folgen hat uns deutlich vor Augen geführt, dass wir auf über die Luft übertragbare Erkrankungen schlecht vorbereitet sind. Während es für alle selbstverständlich scheint, dass wir sauberes Wasser trinken, ist dieses Bewusstsein bei der Luft, die wir atmen, viel geringer. Es fehlt an präventiven Maßnahmen gegen Ansteckungen insbesondere in unseren Spitälern und Ordinationen.

Außerdem gibt es wenig Awareness über Infektionskrankheiten und insbesondere auch deren potentiellen langfristigen Folgen wie zum Beispiel im Falle von COVID-19 die unter Long Covid zusammengefassten Krankheiten. Hier gibt es reichlich Aufklärungsbedarf für die Allgemeinheit, aber leider auch viel Bedarf an Schulung und Fortbildung des Gesundheitspersonals, insbesondere auch von Ärzt:innen.

Im Sinne unserer Hauptaufgabe des Schutzes der Gesundheit appellieren wir an unsere Standesvertretung, sich für Aufklärung, Fortbildung und saubere Luft einzusetzen.


Der offene Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Es ist uns ein Anliegen, mit diesem Brief, die Ärzteschaft in Österreich an unsere oberste, berufliche Priorität zu erinnern: Der Schutz der Gesundheit unserer Patienten und Patientinnen! Wir können dies mit drei einfachen Maßnahmen erfüllen:

1. Aufklärung der Allgemeinbevölkerung

Als Beschäftigte im Gesundheitswesen handeln wir immer nach bestem Wissen und Gewissen. Wir klären auf über Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten und medizinischen Eingriffen. Wir weisen auch auf mögliche Langzeitfolgen von Alltagsverhalten hin, wie z.B. beim Rauchen, Alkohol, Sonnenbrand, Essgewohnheiten, Infektionskrankheiten usw.

Der Großteil der Bevölkerung kann und will sich nicht vorstellen, dass eine einfache virale Infektion längerfristig zu schwerwiegenden Problemen führen kann. Wir wissen aber, dass das gar nicht so selten ist: Humane Papillomaviren (HPV) und Epstein-Barr-Viren (EBV) können Jahre später zu Krebs (Zervix, Pharynx, Lymphome uvm.) führen. Eine unbehandelte HIV-Erkrankung wird erst nach mehreren Jahren als AIDS auffällig. Und bei Bakterien ist es nicht anders: Borrelien und Treponema pallidum können Monate bis Jahre später zu schweren neurologischen Erkrankungen führen. Wenn sich Krankheitserreger systemisch ausbreiten, hat der „Ort“ der Primärinfektion nichts mehr mit dem Krankheitsverlauf zu tun.

So wie es in der Wissenschaft üblich ist, ist es unsere Aufgabe, die uns zur Verfügung stehenden Forschungsdaten zu nutzen, um realistische Prognosen für die Zukunft zu erstellen. Seit über 3 Jahren wird intensiv im Bereich COVID-19 und Folgeschäden geforscht. Wir haben zahlreiche präklinische, klinische und post-mortem Daten aus der ganzen Welt. Wenn man sich diese Daten ansieht, ist der Umgang mit der Pandemie und das Management dieser Gesundheitskrise absolut erschreckend. Wir können eine ständige, unmitigierte Durchseuchung der Bevölkerung mit einem Gefäß-schädigenden, neurotropen Virus, wie SARS-CoV-2, bei dem eine frühere Infektion nicht längerfristig vor einer weiteren Infektion schützt, NICHT verantworten! Durch Infektionen und Reinfektionen sehen wir bereits jetzt, dass den Menschen gesunde Lebensjahre verloren gehen, die Übersterblichkeit anhaltend zu hoch ist, und alleine in Europa 36 Millionen Menschen als Folge einer SARS-CoV-2 Infektion chronisch krank geworden sind. COVID-19 ist kein Schnupfen. Es ist kein grippaler Infekt. Es ist eine systemische, Gefäß-schädigende Erkrankung, die sich lediglich über den respiratorischen Weg, über Aerosole, ausbreitet.

Dieses Foto ist kein Teil des offenen Briefs. Schade, eigentlich.

Die fortgesetzte, unkontrollierte Ausbreitung des Virus birgt nicht nur unmittelbare und längerfristige Gesundheitsrisiken, sondern schafft auch ein Umfeld, in dem das Virus evolviert und Fähigkeiten zur Immunabwehr und Medikamentenresistenz entwickelt.

2. Regelmäßige, verpflichtende Fortbildungen und interdisziplinärer Austausch

Empirisch hat es sich leider gezeigt, dass die Mehrheit der Ärzteschaft in Österreich nicht am aktuellen Stand der Wissenschaft ist, und ihr Wissen über COVID-19 und deren längerfristige Folgen, primär aus den allgemeinen Medien, statt aus seriösen, medizinischen Fachjournalen und wissenschaftlichen Studien bezieht. Das muss sich dringend ändern! Ärzte und Ärztinnen in Österreich gehören besser geschult – damit sie ihre Patienten und Patientinnen besser aufklären können.

Laufende, interdisziplinäre Fort- und Weiterbildungen zum Thema COVID-19 sollten verpflichtend sein (z.B. 10% der DFP Punkte). Tieferes Wissen zu den folgenden Themen zu besitzen wäre essenziell:

  • Übertragungswege und Überlebensdauer von SARS-CoV-2 (Aerosole!)
  • Maßnahmen zur Infektionsprävention und Aufklärung über Lufthygiene
  • Zusammenhang zwischen Krankheitsverlauf und Infektionsdosis
  • Einsatz von Virustatika
  • SARS-CoV2 wirkt systemisch:
    • Es führt zu Endothelschäden an unseren Gefäßen und zu Mikrothromben (häufige Zielorgane: Herz, Lunge, Gehirn, Nieren, Darm, Zehen, Haut, usw.) (1-16)
    • Es verhält sich neurotrop und führt zu neurologischen Störungen wie Kopfschmerzen, Hörverlust, Geruchsverlust, neuropathische Schmerzen, Erschöpfung, kognitive Einschränkungen, neurodegenerativen und demenzartigen Symptomen (17-31)
    • Es kann zu Veränderungen im Immunsystem führen, wie Immundysfunktionen mit erhöhter Infektanfälligkeit oder auch als Trigger für Autoimmunprozesse wirken (Diabetes Typ I, Neuropathien, Vaskulitis, Rheumatische Erkrankungen, GBS) (32-41)
  • Long-Covid, Post-Covid, PASC, ME/CFS: Definitionen, Symptome, Theorien zur Entstehung, Diagnose, und Therapie (42-48)
  • Kumulative Risiken und Langzeitfolgen bei Reinfektionen: Risiken für Thrombose, Herzinfarkt, Lungenembolie, Schlaganfall, neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Immunschwäche usw. steigen mit jeder zusätzlichen Infektion. (49-54)
  • Risiken bei Kindern, Schwangeren, Sporttreibenden, vorerkrankten und gesunden Erwachsenen, inklusive Gesundheitspersonal (55-80)

3. Einsatz von präventiven Maßnahmen und vorbildhaftes Verhalten im klinischen Alltag

Ich bin einer von “15 Top-Ärzten! Steht in der Zeitung. ©oe24.at

Seit dem Wegfall der offiziellen Schutzmaßnahmen im medizinischen Bereich werden Patienten und Patientinnen, inklusive vulnerable Personen, sowohl im niedergelassenen Bereich als auch in Spitälern dem Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 ungehindert ausgesetzt. Viele Menschen haben keine Möglichkeit, sich verlässlich zu schützen, und werden, im Rahmen des Gesundheitswesens, zu einer möglicherweise folgenschweren COVID-19 Infektion gezwungen.

Die Politik hat die Pandemie für beendet erklärt und SARS-CoV-2 mit einem Rhinovirus gleichgesetzt. Doch COVID-19 ist weder vorbei, noch ist es eine harmlose Infektion ohne Folgen. Wir, die Ärzteschaft, müssen eine vorbildhafte Funktion einnehmen und Maßnahmen zum Schutz aller Menschen setzen und uns NICHT weiter dem gesellschaftlichen, medialen und politischen Druck beugen.

Einfache, jedoch sehr wirksame Maßnahmen zur Infektionsprävention wären:

  • Einsatz von CO2-Messgeräten in Innenräumen
  • Gute Ventilation mittels Lüftungsanlagen bzw. offene Fenster
  • Luftreinigung mit HEPA-Filtern (im Winter oder wo Ventilation nur eingeschränkt möglich ist)
  • Testungen und Isolation bei Symptomen, Testung bei Kontakt mit COVID-19 Erkrankten
  • COVID-19 als meldepflichtige Erkrankung beibehalten und Einsicht ins Vigilanz-System ermöglichen (z.B. Abwasserdaten, Hospitalisierungen, Todesfälle)
  • FFP2 Masken
  • Geblockte Zeitfenster an definierten Tagen für vulnerable Personen reservieren
  • Freiwillige Ärzteliste, wo präventive Maßnahmen eingehalten werden, erstellen

Wir bitten die Ärztekammer, sich für die Entwicklung von langfristigen Strategien zum Management dieser Gesundheitskrise einzusetzen. Wir bitten Sie, den Präventionsgedanken wieder zu stärken!

Entscheidend ist auch, die Zusammenarbeit innerhalb der medizinischen Gemeinschaft zu intensivieren und den Austausch von Wissen und Daten in Zusammenhang mit COVID-19 und deren Folgeschäden zu erleichtern. Jetzt ist die Zeit, in der wir Führungsstärke, Einheit und eine unerschütterliche Verpflichtung zum Wohle der Allgemeinbevölkerung zeigen müssen. Durch die Anwendung eines umfassenden, strategischen und nachhaltigen Ansatzes können wir mit einfachen Mitteln die Übertragung und Auswirkung von SARS-CoV-2 wirksam eindämmen.

Wir sind zuversichtlich, dass Sie sich mit Hingabe für unseren Berufsstand einsetzen und höchste Standards in der Patientenversorgung fördern werden. Wir hoffen auf eine baldige Rückmeldung und freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Mit kollegialen Grüßen,

Dr. Golda Schlaff

Dr. Spela Salamon, Ph.D

Dr. Sandra Deuretzbacher

Dr. Ingrid Fuchs

Univ.-Prof. Dr. Mariann Pavone-Gyöngyösi

Dr. Wolfgang Hagen

Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Kathryn Hoffmann, MPH

Dr. Martin Komenda-Lett

Dr. Oliver Lammel

Priv.-Doz. Dr. Stefan Pfaffenberger

Dr. Christian Tögl

Dr. Verena Tögl

Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour

Dr. Muhammad Yacob

Prim. Univ.-Prof. Dr. Udo Zifko

Literaturangabe

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